Von Rainer Maaß
„Wenn man schon Jugendarbeit betreibt, dann muss dabei etwas rumkommen“, weiß man beim VfB Wetter. Die vor fünf, sechs Jahren gestartete Großoffensive im Nachwuchsbereich zahlte sich vor allem bei der zweiten Seniorengarnitur aus. Der VfB Wetter II errang in der A-Liga-Frankenberg die Meisterschaft und steigt analog der eigenen Zielvorgabe in die Fußball-Kreisoberliga Nord auf.
Zu weiten Teilen besteht das Meisterteam aus Jungs, die im eigenen Jugendbereich ausgebildet wurden. Fußballer, für die es noch nicht bis in die erste Garnitur reicht, die in die Verbandsliga aufstieg. Aber eben auch Fußballer, die über genügend Talent und Ehrgeiz verfügen, um nicht noch länger in der A-Liga Frankenberg, die als die schwächste Klasse ihrer Art in der heimischen Region gilt, ihr Dasein zu fristen. „Strategisch ist der Aufstieg wichtig, um unseren Jungs eine entsprechende Plattform zu bieten, höherklassig Fußball zu spielen. Außerdem ist ein solcher Aufstieg auch immer ein Zeichen der Qualität der Arbeit des gesamten Vereins. Die zweite Garnitur in der Kreisoberliga zu haben zeigt, dass wir beim VfB vernünftige und gute Arbeit abliefern. Zudem haben dann unsere Spieler, die aus der A-Junioren Gruppenliga kommen, die Möglichkeit, auf ihrem Niveau weiter zu spielen. In unserem Landkreis gibt es nur wenige Vereine, die das ihren Spielern bieten können“, erklärt Armin Schmidt, der Sportliche Leiter des VfB Wetter. Das Credo des gesamten Klubs war es, die Arbeit in den älteren Jugendjahrgängen und im Seniorenbereich enger zu verzahnen.
Ullrich Brunet, dem Meistertrainer der zweiten Mannschaft, kam dabei eine Schlüsselrolle zu. Der 44-jährige Familienvater aus Lahntal-Göttingen, gleichzeitig ein alter Kumpel von Steffen Schäfer, dem Coach der ersten Wetteraner Garnitur, coacht nicht nur die „Zweite“. Er trainiert auch die A-Jugend, die in der Gruppenliga Vierter wurde. „Ulli hat seine Aufgaben sensationell erledigt und alles Richtig gemacht“, lobt Armin Schmidt den Mann, der als „fußballverrückt“ gilt und nebenbei noch als Schiedsrichter für den VfB Wetter unterwegs ist. Spielbeobachtumngen der Konkurrenz erledigt er damit praktischerweise samt Pfeife im Mund gleich auf dem Feld. Der als „Fitnessfanatiker“ geltende Brunet machte seinen Jungs zwei Dinge klar: „Erstens musste der Aufstieg unser Ziel sein und zweitens würde dies nur funktionieren, wenn die 13, 14 Leute aus dem Stamm der Zweiten bedingungslos akzeptieren, dass aus unserer ersten Mannschaft mitunter jemand einspringt, der den Stammkräften den Platz wegnimmt“, verdeutlicht Brunet.
Mit wieviel Teamgeist Letzteres funktionierte, macht Ullrich Brunet stolz. „Und Steffen Schäfer hat mir niemals reingeredet. Wenn Steffen selbst Zweite spielte, dann hat er wie selbstverständlich die reine Spielerrolle eingenommen“, berichtet Brunet. Unzählige Kräfte seines Teams bildete er selbst aus. Die emotionale Bindung zwischen ihm und den Spielern ist enorm hoch. „Mein Sohn Max spielt bei uns in der Ersten und mein Sohnemann Sven spielt ab sofort wieder bei uns. Wenn Du selbst zwei Kinder in dem Alter hast, dann verstehst Du besser, wie die Spieler heutzutage ticken“, schmunzelt der Meistercoach. Gekickt wurde meist in Amönau, wo Wetter II mit dem dortigen Turn- und Sportverein eine fruchtbare Kooperation einging. Toptalente, wie etwa Lukas Prior, starteten durch. Die wenigen Routiniers vom Schlage Matthias Müllers wurden ihrer Führungsaufgabe gerecht, Christian Otto avancierte zum Kopf der Defensivabteilung und Spieler, wie Lukas Freiling oder Tobias Leisge, wuchsen förmlich über sich hinaus. Die Anhänger zogen mit. Allein zum entscheidenden Spiel, dem 3:2-Sieg beim TSV Gemünden, fuhren zwei Fanbusse. „Bei mir kann auch ein schlechter Fußballer etwas werden, wenn er nur vor Ehrgeiz brennt und absolut alles für das Team gibt“, betont Ullrich Brunet. Er selbst lebt das im Rahmen seiner wenigen Einsätze auf dem Feld vor. Eine Knöchelverletzung im Spiel bei der SG Hatzfeld/Eifa hinderte ihn nicht am Weitermachen. Brunet warf kurzerhand eine Schmerztablette ein, spülte selbige mit einem Schluck Bier aus der Flasche eines Fans herunter und weiter gings. Die Kunst war es für die vielen jungen Leute, nicht nur ihre fußballerischen Talente einzubringen. „Schließlich ist es nicht einfach für einen 18-jährigen, wenn ihm ein mit allen Wassern gewaschener 30-jähriger als Kontrahent gegenübersteht“, weiß Brunet. Er legt Wert darauf, dass man nicht wegen der „Leihgaben“ aus der „Ersten“ aufgestiegen ist, sondern weil diese Konstellation den Ehrgeiz aller befruchtet habe. Der Mann, der in fünf Jahren beim VfB II zwei Aufstiege schaffte und nebenbei B- und A-Junioren in die Gruppenliga führte, hat vor der Kreisoberliga keine Angst. Dass man in der Meistersaison keinen Schützen unter den Top-Ten der Liga hatte, schreckt ihn nicht. Der VfB II gewann schließlich zuletzt 13 Partien am Stück und kassierte in diesem Zeitraum nur einmal mehr als ein Gegentor. „Ich erwarte ein leistungsförderndes Hauen und Stechen im Kampf um die Plätze im Kreisoberliga-Kader. Insofern war die A-Liga Frankenberg für uns eine harte aber gute Schule. Und ich glaube, dass uns das verbesserte spielerische Niveau in der neuen Liga entgegenkommt“, spekuliert Brunet. Neuzugänge explizit für seine Truppe gibt es nicht. „Wir nehmen im Bedarfsfall das, was von oben aus unserer Verbandsligamannschaft zur Verfügung gestellt wird“, erklärt Ullrich Brunet. Damit kennt er sich aus und damit ist der VfB Wetter II zuletzt beileibe nicht schlecht gefahren.